CLINCH 2018 ist vorbei

Das CLINCH Festival ist vorbei und wir hoffen, dass ihr bestärkt, inspiriert und ermutigt nach Hause gegangen seid. Für Kritik und Anregungen, Ideen fürs nächste Festival, schreibt uns eine E-Mail! Oder kontaktiert uns über unsere Social Media Portale >> Instagram und Facebook.

Der CLINCH Blog bleibt euch bis zum nächsten Mal erhalten und ihr könnt ihr zumindest demnächst noch eine Zusammenfassung der Critical Whiteness Diskussion nachlesen!

Hier findet ihr nochmal eine kleine Auswahl an Impressionen vom Festival (Fotos von Houmer Hedayat)

Wir bedanken uns nochmal bei allen ohne die das Festival nicht so hätte stattfinden können, insbesondere unseren Mitwirkenden für ihre großartigen Beiträge, bei den Kolleg*innen vom Pavillon für ihren unermüdlichen Einsatz bei Technik und Orga, der Hotspot of Power Crew für die Empowerment Lounge und Awareness Arbeit, unseren Übersetzer*innen/ Bloggerinnen/ Fotograf, die die ganze Zeit auf den Beinen waren, unseren Förderer*innen/Kooperationspartner*innen, ausserdem auch sam nok, die uns für die Deko netterweise ganz viele gemütliche Teppiche geliehen haben.

Comic-Lesung “Homestories” mit Vina Yun, inklusive Playlist

Foto: Houmer Hedayat

Man nehme den ausgefeilten Musikgeschmack von Vina Yun, ihres Zeichens Journalistin und Redakteurin, ihren ersten Comic Homestories und ihre Fähigkeit, ein Comic als Lesungserlebnis zu inszenieren – und schon hat man ein Event das seinesgleichen sucht. Vina gehört zu den ältesten Kindern der sogenannten Zweiten Generation koreanischer Einwander_innen in Österreich. Homestories ist ihr erster Comic und handelt von der koreanischen Diaspora in Wien. Fiktional-biographisch erzählt der Comic zunächst die Geschichte vom Wien in den 1970er Jahren, als die ersten koreanischen Krankenschwestern als „Gastarbeiterinnen“ nach Österreich kamen und später das Aufwachsen der Kinder dieser Einwander_innen-Generation in dieser Diaspora nach. Die Zeichnungen zu ihren Texten stammen von Tine Fetz, Patu, Moshtari Hilal und Sunanda Mesquita.Read more

Future is…mit Leyla Yenirce

Liebe Freund_innen, wir haben die letzten beiden Tage soviel von Ein- und Auschluss gesprochen und Umkehrungen praktiziert, dass ich kurzerhand entschlossen habe, diesen Post auf kurmanci zu verfassen. Hehe. Leyla Yenirce würde das vermutlich freuen, aber wir wollen hier nicht den Unmut der Integrationsfetischisten auf uns ziehen und bleiben bei der good old german language. Fangen wir an mit der Hauptfrage: Warum zum Teufel ist Leyla Yenirce nicht schon längst weltberühmt? Die zwanzig minütige Lecture, die sie im Rahmen von “Future is…” hielt, formierte sich nach zwei Texten zu einem acapella Rapkonzert mit topaktuellen Ryhmes. Fast Freestyle also. Der Text mit dem kalten Kaffee, nein, mit dem kalten Restkaffee (!) ist programmatisch, würde ich sagen. Scheinbar banale Gesten einer Frau, die so einiges über Klassismus und Rassismus aussagen. Wie ernüchternd “Die Reste einer Kaffeekanne” sein können:

Es lässt mich an einen Spruch denken, den ich auf diversen Memes und T-Shirts immer wieder lese: „The Future is Female“. No, it is not. Die Zukunft ist nicht weiblich, die Zukunft ist intersektional. Ich sehe die Frau, die meiner Mutter die Reste aus der Kanne anbietet, nicht an ihrer Seite kämpfen. Sie mögen zwar beide mit den strukturellen Diskriminierungen eines patriarchalen Systems zu schaffen haben, aber so lange der Kaffee aus der Kanne nicht heiß ist, sehe ich sie nicht nebeneinander stehen, sondern meine Mutter nur unter ihr.” (Leyla Yenirce)

Yo. Nickende Köpfe um mich herum. Alles Töchter von Putzfrauen? Möglich, möglich. Aber möglicherweise noch vielmehr Töchter von “Putzperlen” und “Putzfeen” – um mal einige dieser irrsinnigen Euphemismen zu nennen, die erfunden werden, damit sich Auftraggeber_innen  nicht eingestehen müssen, dass die Putzfrauen den Dreck mit harter körperlicher Arbeit beseitigen, und nicht mit einem Zauberstab.

Ein anderer Text ist der Cousine gewidmet, die Leyla Yenirce zwar über alles liebt, aber deren Wunsch nach einem Haus mit Garten  die Rapperin so dermaßen abfucked, dass sie sich gewzungen sieht, darüber zu texten. “Haus mit Garten” lautet der Titel. Ein Genuss wie Leyla Yenirce den Titel ansagt und dabei amüsiert ins Publikum blickt, weil sie weiß, dass nach diesem einfachen Titel erlesene Worte folgen werden, die diese idyllische Welt aus Blumenbeeten sanft zerlegen. Das Klassenbewusstsein lässt es gelegentlich einfach nicht zu, manch eine Sehnsucht ohne weiteres zu billigen. Und das ist auch gut so.

Und weil sich an dieser Stelle eine gute Gelegenheit bietet, möchte ich meinen Bericht über die Lecture mit so einen Satz beenden, den man auf Buchrücken preisgekrönter Publikationen sehr oft antrifft. Mein Satz lautet: Leyla Yenirce ist eine Sprachkünstlerin, die ihresgleichen sucht. Isso!

Leyla Yenirce Foto: Houmer Hedayat

 

Tribunal NSU-Komplex-Auflösen: Einführung, Lesung & Gesprächsforum

Was waren die zentralen Botschaften des Tribunals “NSU-Komplex-Auflösen”? Auf dem CLINCH-Festival sind Aktive, Betroffene und Rassismuserfahrene zusammengekommen und haben ihr Wissen mit den Anwesenden geteilt. Nach der Einführung von Ayşe Güleç, Mitbegründerin der “Initiative 6.April” und Mitorganisatorin des NSU-Tribunals, erfolgte eine vielstimmige Lesung aus O-Tönen von Betroffenen über ihrer Erfahrungen mit kriminalisierenden Ermittlungsbehörden und Medien. Anschließend eröffnete Ibrahim Arslan, Überlebender des rassistischen Anschlages von Mölln 1992 das Gesprächforum mit den Zeitzeugen und Betroffenen rassistischer Gewalt: Candan Özer-Yılmaz, Cana Bilir-Meier und Cihad Hammy.

Ayşe Güleç, Candan Özer-Yılmaz, Ibrahim Arslan, Cana Bilir-Meier, Cihad Hammy (v.l.n.r.) Foto: Houmer Hedayat

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