In ihrer Performance Alphabet of Fame schreibt Nuray Demir im wahrsten Sinne des Wortes Akteur_innen von Widerstand und Empowerment ins kollektive Bewusstsein und in den öffentlichen Raum ein. Mit sorgfältiger Handschrift beginnt sie in alphabetischer Reihenfolge Namen von Frauen an die Wand im Foyer des Kulturpavillions Hannover zu zeichnen. Man liest unter anderem Sara Ahmed, Rokaya Begum, Fatima El Tayeb, Zeki Müren. Viele weitere folgen. Es sind deren Kämpfe und Werke, die uns den Weg geebnet haben, dass wir heute hier stehen, die herrschende Ordnung hinterfragen und Unterdrückungsverhältnisse angreifen können, sagt Nuray Demir. Und weil Erinnerung und Geschichte umkämpft sind, und weil es sehr leicht zur Dominanz bestimmter Perspektiven kommt, während gleichzeitig anderere ausgeblendet werden, kündigt Nuray Demir ihre alleinige Autorenschaft an Ort und Stelle auf. Sie verteilt Stifte in der Runde und lädt alle Anwesenden dazu ein, das Alphabet of Fame mit ihren persönlichen Held_innen zu erweitern. Eine riesen Traube an Menschen mit Stiften in der Hand steht still und sichtlich sinnierend da. Welche Frauennamen dürften in meinem Archiv nicht fehlen? Nach und nach treten einige an die Wand heran und fangen an zu schreiben, Stifte werden weitergegeben und man bekommt den Eindruck, dass Nuray Demir eine riesige Erinnerungswelle ausgelöst hat. In wenigen Minuten füllt sich die Wand im Foyer des Kulturpavillions mit unzähligen Namen, die die Heterogenität der Autor_innenschaft, also der Teilnehmenden des CLINCH-Festivals widerspiegelt. Es sind nicht nur Frauennamen, die in bürgerlichen Verhältnissen oder in Europa sozialisiert wurden. Feminismus ist eben nur, wenn er intersektional verstanden wird. Genau das tut Nuray Demir, in dem sie unterschiedliche Perspektiven auf die kollektive Geschichtsschreibung des Feminismus beteiligt wissen will. Ein wunderschöner Impuls, mit dem das CLINCH- Festival seinen krönenden Abschluss findet.
Zu den anderen Beiträgen der Reihe The Future is… geht es hier: