Das CLINCH Festival ist vorbei und wir hoffen, dass ihr bestärkt, inspiriert und ermutigt nach Hause gegangen seid. Für Kritik und Anregungen, Ideen fürs nächste Festival, schreibt uns eine E-Mail! Oder kontaktiert uns über unsere Social Media Portale >> Instagram und Facebook.
Der CLINCH Blog bleibt euch bis zum nächsten Mal erhalten und ihr könnt ihr zumindest demnächst noch eine Zusammenfassung der Critical Whiteness Diskussion nachlesen!
Hier findet ihr nochmal eine kleine Auswahl an Impressionen vom Festival (Fotos von Houmer Hedayat)
Wir bedanken uns nochmal bei allen ohne die das Festival nicht so hätte stattfinden können, insbesondere unseren Mitwirkenden für ihre großartigen Beiträge, bei den Kolleg*innen vom Pavillon für ihren unermüdlichen Einsatz bei Technik und Orga, der Hotspot of Power Crew für die Empowerment Lounge und Awareness Arbeit, unseren Übersetzer*innen/ Bloggerinnen/ Fotograf, die die ganze Zeit auf den Beinen waren, unseren Förderer*innen/Kooperationspartner*innen, ausserdem auch sam nok, die uns für die Deko netterweise ganz viele gemütliche Teppiche geliehen haben.
In ihrer Performance Alphabet of Fame schreibt Nuray Demir im wahrsten Sinne des Wortes Akteur_innen von Widerstand und Empowerment ins kollektive Bewusstsein und in den öffentlichen Raum ein. Read more
Man nehme den ausgefeilten Musikgeschmack von Vina Yun, ihres Zeichens Journalistin und Redakteurin, ihren ersten Comic Homestories und ihre Fähigkeit, ein Comic als Lesungserlebnis zu inszenieren – und schon hat man ein Event das seinesgleichen sucht. Vina gehört zu den ältesten Kindern der sogenannten Zweiten Generation koreanischer Einwander_innen in Österreich. Homestories ist ihr erster Comic und handelt von der koreanischen Diaspora in Wien. Fiktional-biographisch erzählt der Comic zunächst die Geschichte vom Wien in den 1970er Jahren, als die ersten koreanischen Krankenschwestern als „Gastarbeiterinnen“ nach Österreich kamen und später das Aufwachsen der Kinder dieser Einwander_innen-Generation in dieser Diaspora nach. Die Zeichnungen zu ihren Texten stammen von Tine Fetz, Patu, Moshtari Hilal und Sunanda Mesquita.Read more
Liebe Freund_innen, wir haben die letzten beiden Tage soviel von Ein- und Auschluss gesprochen und Umkehrungen praktiziert, dass ich kurzerhand entschlossen habe, diesen Post auf kurmanci zu verfassen. Hehe. Leyla Yenirce würde das vermutlich freuen, aber wir wollen hier nicht den Unmut der Integrationsfetischisten auf uns ziehen und bleiben bei der good old german language. Fangen wir an mit der Hauptfrage: Warum zum Teufel ist Leyla Yenirce nicht schon längst weltberühmt? Die zwanzig minütige Lecture, die sie im Rahmen von “Future is…” hielt, formierte sich nach zwei Texten zu einem acapella Rapkonzert mit topaktuellen Ryhmes. Fast Freestyle also. Der Text mit dem kalten Kaffee, nein, mit dem kalten Restkaffee (!) ist programmatisch, würde ich sagen. Scheinbar banale Gesten einer Frau, die so einiges über Klassismus und Rassismus aussagen. Wie ernüchternd “Die Reste einer Kaffeekanne” sein können:
“Es lässt mich an einen Spruch denken, den ich auf diversen Memes und T-Shirts immer wieder lese: „The Future is Female“. No, it is not. Die Zukunft ist nicht weiblich, die Zukunft ist intersektional. Ich sehe die Frau, die meiner Mutter die Reste aus der Kanne anbietet, nicht an ihrer Seite kämpfen. Sie mögen zwar beide mit den strukturellen Diskriminierungen eines patriarchalen Systems zu schaffen haben, aber so lange der Kaffee aus der Kanne nicht heiß ist, sehe ich sie nicht nebeneinander stehen, sondern meine Mutter nur unter ihr.” (Leyla Yenirce)
Yo. Nickende Köpfe um mich herum. Alles Töchter von Putzfrauen? Möglich, möglich. Aber möglicherweise noch vielmehr Töchter von “Putzperlen” und “Putzfeen” – um mal einige dieser irrsinnigen Euphemismen zu nennen, die erfunden werden, damit sich Auftraggeber_innen nicht eingestehen müssen, dass die Putzfrauen den Dreck mit harter körperlicher Arbeit beseitigen, und nicht mit einem Zauberstab.
Ein anderer Text ist der Cousine gewidmet, die Leyla Yenirce zwar über alles liebt, aber deren Wunsch nach einem Haus mit Garten die Rapperin so dermaßen abfucked, dass sie sich gewzungen sieht, darüber zu texten. “Haus mit Garten” lautet der Titel. Ein Genuss wie Leyla Yenirce den Titel ansagt und dabei amüsiert ins Publikum blickt, weil sie weiß, dass nach diesem einfachen Titel erlesene Worte folgen werden, die diese idyllische Welt aus Blumenbeeten sanft zerlegen. Das Klassenbewusstsein lässt es gelegentlich einfach nicht zu, manch eine Sehnsucht ohne weiteres zu billigen. Und das ist auch gut so.
Und weil sich an dieser Stelle eine gute Gelegenheit bietet, möchte ich meinen Bericht über die Lecture mit so einen Satz beenden, den man auf Buchrücken preisgekrönter Publikationen sehr oft antrifft. Mein Satz lautet: Leyla Yenirce ist eine Sprachkünstlerin, die ihresgleichen sucht. Isso!
Was waren die zentralen Botschaften des Tribunals “NSU-Komplex-Auflösen”? Auf dem CLINCH-Festival sind Aktive, Betroffene und Rassismuserfahrene zusammengekommen und haben ihr Wissen mit den Anwesenden geteilt. Nach der Einführung von Ayşe Güleç, Mitbegründerin der “Initiative 6.April” und Mitorganisatorin des NSU-Tribunals, erfolgte eine vielstimmige Lesung aus O-Tönen von Betroffenen über ihrer Erfahrungen mit kriminalisierenden Ermittlungsbehörden und Medien. Anschließend eröffnete Ibrahim Arslan, Überlebender des rassistischen Anschlages von Mölln 1992 das Gesprächforum mit den Zeitzeugen und Betroffenen rassistischer Gewalt: Candan Özer-Yılmaz, Cana Bilir-Meier und Cihad Hammy.
Ein Tag voller Impressionen und Input, der einem so viele Impulse mit auf den Weg gab, dass man noch ein paar Tage darüber nachdenken kann: Tunay hat ja schon darauf hingewiesen dass uns gestern die volle Ladung Kompetenz entgegenschlug, auch kontrovers Diskutiertes, auch Erntes, auch Lustiges und Schabernack. Wie jeden Tag war Houmer Hedayat für Euch im Pavillon unterwegs und hat Momente fotografisch eingefangen, die wir heute gern mit Euch teilen.
Liebe Freund_innen, der zweite Tag des CLINCH-Festivals war ein diskursiver Exzess sondergleichen: von Mittag bis 24 Uhr nachts haben – haben auf den Bühnen ausschließlich substantielle Gespräche mit über 20 eingeladenen Gästen stattgefunden, die in theoretischen, künstlerischen, praktischen, aktivistischen Feldern ihre beeindruckenden Erfahrungsschätze, Wissensbestände und Perspektiven mit einem krass interessierten Publikum geteilt haben. Read more
Wie wird in Malawi, in Polen, in Großbritannien über Ein- und Auswanderung diskutiert? Mit welchen Ressourcen kann gerechnet werden, wenn es um künstlerische oder kommunale Community-Arbeit geht? Wie sehen Strategien aus, in denen in künstlerischen, aktivistischen oder politischen Zusammenhängen Auseinandersetzungen um sozioökonomische und ideologische Rahmenbedingungen geführt werden?
Die knapp zweistündige Diskussion im Pavillon Hannover – geführt auf Englisch mit der Option auf Simultanübersetzung – widmete sich nicht nur regional weiten Feldern, sondern auch unterschiedlichsten Aktivitätsfeldern, die in ganz unterschiedlichen Kontexten operieren. Am Gespräch nahmen Forward Maisokwadzo aus Bristol in Großbritannien, der unter anderem Koordinator des Projekts “Bristol City of Sanctuary” ist, die Künstlerin Naila Ibupoto aus Poznań, Polen und der Poet Chris Msosa aus Blantyre, Malawi teil, die Moderation übernahm die Kulturwissenschaftlerin, Künstlerin und Aktivistin Nadiah Riebensahm.Read more
Am Freitag, den 2.11.2018 um etwa 15 Uhr wurde im Rahmen des Gesprächs “Internationale Perspektiven” ein Poem vorgetragen, dessen Titel ich leider nicht mehr weiß, aber der Poet, der Chris Msosa hieß und auf dem Podium saß und sein Poem mit dem Publikum teilte, ist einfach nur Hammer. Ein radikal politisches Bewusstsein, das in so unprätentiöser, schnörkelloser Sprache daherkommt und mit jedem Wort und jedem Satz durch die Persönlichkeit Msosas hindurchklingt. Es hieß, Chris Msosa wird seine Poems kommendes Jahr in einem Buch veröffentlichen. Na hoffentlich geht das mit einer ausgedehnten Lesereise durch die Bundesrepublik einher. Mögen alle tun, was in ihrer macht steht, damit das geschieht.
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